E
I N S A T Z
-
A
B T E I L U N G
Frauen und Familie
80
Bin gleich wieder da.
Die sind alle ganz nett
Mir erging es, wie wahrscheinlich den meisten unbedarften Bun-
desbürgern. Ich hatte keine wirkliche Vorstellung von der Feuer-
wehr, außer vielleicht so etwas wie „wöchentliche regelmäßige
Treffen der Kameraden in der Feuerwehr“, „gemütliche Sitzungs-
abende“ und „gelegentliche Brandeinsätze mit Blaulichtfahren“.
Ich weiß noch genau, wie ich neben einem jungen Arbeitskolle-
gen stand und dessen Alarmempfänger losging und er daraufhin
fluchtartig die Geschäftsräume verließ. Wir haben uns noch ge-
fragt, ob er das einfach so darf. Ein anderes Mal hat jemand seine
Partnerin auf einem Geburtstag stehen lassen mit den Worten:
Bin gleich wieder da. Die sind alle ganz nett“. Unglaublich – das
sind also Feuerwehrleute – ständig im Einsatz.
Als Frau eines Feuerwehrmannes weiß ich heute selbstverständ-
lich, dass ein hoher Übungseinsatz notwendig ist, die Technik-
kenntnisse immer auf dem neuesten Stand, die Feuerwehrleute
jederzeit verfügbar und innerhalb weniger Minuten am Einsatz-
ort sein müssen. Die Hilfe zu schätzen gelernt habe ich, als ich
selbst einmal die Feuerwehr rufen musste, um „den Keller zu len-
zen“. Hierfür nochmals vielen Dank.
Es wäre schön, wenn der hohe persönliche Einsatz der Kamera-
den und Kameradinnen entsprechend gewürdigt würde. Für Au-
ßenstehende ist das aber oftmals nur schwer nachzuvollziehen“.
Carmen Wurst
Bei nächtlichem Alarm schrecke ich
aus dem Schlaf auf
. . .
. . .
und bleibe dann mit der Angst zu Hause zurück, dass bei die-
sem Einsatz etwas passieren könnte. Voller Spannung verbringe
ich dann die halbe Nacht vor dem Pieper, um Informationen über
den Einsatz zu erhalten. Welche schrecklichen Bilder wird mein
Mann zu sehen bekommen? Ist er in Gefahr? Oder wie lange
dauert der Einsatz noch?
Fragen, die sich nicht nur Britta Korfage als Ehefrau von Zugfüh-
rer Thomas Wurst, sondern auch viele andere Ehefrauen und Part-
nerinnen von Feuerwehrleuten stellen. So erzählt Britta Korfage
weiter: „Kommt mein Mann vom Einsatz wieder, verbringe ich
nicht selten den Rest des Abends oder der Nacht damit, ihn zu
trösten, wenn er die furchtbaren Bilder eines schlimmen Einsat-
zes mit Toten und Verletzten verarbeiten muss. Feuer, Unfall,
Überschwemmung. Wenn ein Alarm ertönt, bin ich in den letz-
ten Jahren nicht selten alleine im Kino oder auf einer Geburts-
tagsparty zurückgeblieben.
Die Feuerwehr hat heute zwischen 150 und 180 Einsätze im Jahr.
Damit ist klar, dass dieses intensive und zeitaufwändige ‚Hobby‘
die gesamte Familie betrifft und von ihr mitgetragen werden
muss. Inzwischen hat sich auch mein Sohn Justus mit dem Feu-
erwehrvirus angesteckt. Er hat jeden Einsatz miterlebt und würde
am liebsten schon jetzt mit ausrücken. Doch das hat ‚Gott sei
Dank‘ noch ein paar Jahre Zeit. Natürlich bin ich traurig und ent-
täuscht, wenn – wie oben beschrieben – das eigene Familienidyll
an Weihnachten, einem Geburtstag oder am Hochzeitstag durch
einen Einsatz jäh gestört wird. Oder wenn die eigenen Bedürf-
nisse und Freizeitaktivitäten zurückgestellt werden müssen.
Dennoch bin ich stolz auf meinen Feuerwehrmann und habe
große Achtung davor, dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit seine
Gesundheit und sein Leben für andere einsetzt. Dafür haben er –
und künftig auch mein Sohn – meine volle Unterstützung“.
Britta Korfage